Globaler Waffenhandel boomt
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"USA verzeichnen deutlichen Export-Zuwachs / Drei Viertel der Lieferungen zwischen 2013 und 2017 gehen auf das Konto der fünf Haupt-Waffenexporteure
Stockholm. Der weltweite Handel mit
Großwaffen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Wie das in
Stockholm ansässige Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag bekannt
gab, wurden im Zeitraum 2013 bis 2017 insgesamt zehn Prozent mehr dieser
Waffensysteme verkauft als im Fünf-Jahres-Zeitraum davor. Deutschland
steht auf Platz vier der fünf größten Exporteure – hinter den USA,
Russland und Frankreich und vor China. Größter Importeur weltweit ist
Indien, gefolgt von Saudi-Arabien und Ägypten.
Rund drei Viertel (74 Prozent) der Exporte zwischen 2013 und 2017
gehen dem Sipri-Bericht zufolge auf das Konto der genannten fünf
Haupt-Waffenexporteure. Konflikte in Nahost und Spannungen in Asien
waren die Triebkräfte für einen besonders starken Anstieg der Importe in
diese beiden Regionen.
USA bleibt größter Waffenlieferant weltweit
Mit Abstand der größte Waffenlieferant bleiben die USA, die allein
einen Anteil von 34 Prozent halten. Sie verzeichneten demnach einen
Zuwachs um ein Viertel im Vergleich der Berichtszeiträume 2008-2012 und
2013-2017.
Dabei ist der Abstand zwischen den USA und Russland immens: Die
Exporte der USA übertreffen die Russlands um 58 Prozent (2008-2012: 17
Prozent). Russlands Exporte waren zuletzt rückläufig (7,1 Prozent
weniger). Besonders Länder der Nahost-Region bezogen US-Waffen (Anteil
von 49 Prozent am Gesamtvolumen), vor Ozeanien (33 Prozent), Europa (elf
Prozent), Lateinamerika (4,8 Prozent) und Afrika (2,2 Prozent).
Der größte Kunde der USA war mit Abstand Saudi-Arabien (18 Prozent am
Gesamtvolumen der US-Waffenexporte). Das entsprach einer Steigerung um
448 Prozent im Vergleich der beiden Berichtszeiträume.
Die US-Exporte »erreichten 2013 bis 2017 ihr höchstes Niveau seit den
späten 1990er Jahren«, erklärte die Sipri-Expertin für
Rüstungsausgaben, Aude Fleurant. Die Zuwächse gehen auf Verträge zurück,
die unter US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama
geschlossen wurden. Weitere im vergangenen Jahr geschlossene
Großverträge sichern den USA demnach auch in den kommenden Jahren ihre
Spitzenposition.
Deutschland liefert nach Nahost
Westeuropäische Staaten und die EU insgesamt kommen auf einen Anteil
von 23 Prozent am weltweiten Handel mit Großwaffen im Zeitraum
2013-2017. Deutschlands Exporte gingen um 14 Prozent zurück. Regional
betrachtet war laut Sipri ein deutlicher Zuwachs bei deutschen
Lieferungen nach Nahost zu verzeichnen: um 109 Prozent. Die drei größten
Kunden für deutsche Großwaffensysteme waren 2013 bis 2017 Südkorea (14
Prozent), Griechenland (elf Prozent) und Israel (8,7 Prozent).
Im Berichtszeitraum 2008-2012 hatte Deutschland unter den Top fünf
noch Rang drei vor Frankreich inne. Frankreichs Exporte jedoch zogen
zuletzt um 27 Prozent an. 42 Prozent der Waffenexporte gingen dabei nach
Nahost. Mit Abstand größter Empfänger französischer Großwaffensysteme
war Ägypten.
China steigert seine Waffenexporte
Chinas Exporte nahmen um 38 Prozent zu. Insgesamt 72 Prozent der
Waffenexporte gingen in die Region Ozeanien. Größter Bezieher
chinesischer Waffen war Pakistan. China weitet nach Sipri-Angaben seine
Fähigkeiten zur Herstellung modernen Hightech-Systeme zusehends aus. Das
führt unter anderem zu einem Rückgang der Importe um 19 Prozent im
Vergleich der Berichtszeiträume. Das mit EU- und US-Waffensanktionen
belegte Myanmar (Rang 36 der größten Importeure) bezog den Großteil
seiner Waffen von China (68 Prozent).
Indien ist der größte Importeur mit einem Anteil von zwölf Prozent am
weltweiten Handel. Die Importe des Subkontinents wuchsen um 24 Prozent,
größter Lieferant war Russland (62 Prozent). Saudi-Arabien folgt auf
Platz zwei, im Vergleich zum Zeitraum 2008 bis 2012 steigerte das unter
anderem am Konflikt im Jemen militärisch beteiligte Königreich die
Importe um 225 Prozent. Europa verzeichnete einen Rückgang um 22
Prozent. AFP/nd
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