Offener Brief an die Arbeiter*innen

Guten Morgen liebe Arbeiterin, lieber Arbeiter,
die Aktion ist nicht gegen Sie gerichtet, sondern gegen das was ihre Firma herstellt und verkauft: Waffen. Wir verstehen wenn Sie wütend sind und wegen uns einen stressigen Tag haben. Bitte bedenken Sie aber, dass Menschen in anderen Ländern durch die Produkte von KMW nicht nur Stress, sondern akuter Lebensgefahr ausgesetzt sind. Ihre Firma betont wie wichtig ihr „Die Unversehrtheit von Leib und Leben“ der Fahrzeug-Besatzung ist. Was ist mit der Unversehrtheit anderer Menschen? Leopard-Panzer sind im Besitz von Katar, das bei einem blutigen Bürgerkrieg im Jemen mitmacht, fuhren beim Putschversuch in der Türkei in Menschenmengen (gegen Zivilisten!) und wurden in Syrien von der Terrormiliz IS erbeutet. KMW kann nicht kontrollieren gegen wen die Panzer letztendlich eingesetzt werden. Waffen haben eine lange „Lebensdauer“ und bleiben selten nur in den Händen derer, an die sie geliefert werden. Bitte fragen Sie sich selbst: Wenn durch eine Waffe von KMW an der ich mitgewirkt habe, irgendwo auf der Welt ein Mensch bedroht, verletzt oder getötet wird, bin dann auch ich verantwortlich?
„Wenn wir keine Panzer bauen tuts ein anderer“
Mit dieser Ausrede macht man es sich natürlich einfach. Wenn Sie wirklich eine Welt mit weniger Waffen wollen, dann fangen Sie hier und heute damit an. Wenn Sie nicht mehr für Militär und Krieg arbeiten, werden andere Ihrem Beispiel folgen. Bemühungen zu Abrüstung und Waffen-Verboten sind nie aussichtslos. Zum Beispiel sind Landminen, Streubomben und Giftgas heute in den meisten Ländern verboten und werden immer seltener eingesetzt. Wohlstand braucht keine Waffen: Japans wirtschaftlicher Erfolg nach dem zweiten Weltkrieg kam auch durch weniger Militärausgaben zustande. Costa Rica hat überhaupt kein Militär und ist volkswirtschaftlich ein Vorbildland. Was ganze Staaten schaffen können, kann Kassel, kann ein Unternehmen erst recht schaffen!
„Nazi-Deutschland wurde auch nicht mit Holzstöcken besiegt“
Klar, aber was lernen wir daraus für heute? Dass wir noch höher gerüstete und noch tödlichere Armeen brauchen? Die beiden Weltkriege sind kein Argument dafür, dass wir auf Militär nicht verzichten können, sondern dafür das wir auf Militär verzichten müssen. Hätten genug Menschen in Deutschland bei den Kriegsvorbereitungen nicht mitgemacht, wäre das Eingreifen der Alliierten gar nicht erst nötig geworden. Es ist immer leicht nach scheinbar einfachen „Lösungen“ zu rufen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Wer immer nur Krieg vorbereitet und nie echte Konfliktlösung, darf sich nicht wundern, wenn er nur Krieg und nie Konfliktlösung bekommt. Gerade die Geschichte von Kassel als Rüstungszentrum im zweiten Weltkrieg ist ein schrecklicher Beweis dafür. Erst haben die Tiger-Panzer Tot und Zerstörung in andere Länder gebracht, dann kam der Krieg wie ein Bumerang zurück nach Kassel. Über zehntausend Menschen sind in den Bombardements gestorben, die vor allem der Rüstungsindustriegalten. Wir fühlen uns als Kasseler Bürgerinnen und Bürger verpflichtet daran zu erinnern und uns ist nicht egal, dass vor unserer Haustür heute wieder Panzer in Kriege geliefert werden. Und Ihnen?
Was Sie tun können:
● fragen Sie ihre Familie und Freunde nach Rat, sprechen Sie mit Kolleginnen und Kollegen
● setzen Sie sich für Konversion ein, damit KMW wie früher nur zivile Produkte herstellt
● bringen Sie das Thema in den Betriebsrat und wenn es keinen gibt, gründen Sie einen
● weigern Sie sich Waffen zu bauen, die für den Export bestimmt sind
● und wenn das alles nichts bringt, haben Sie zuletzt immer noch die Möglichkeit zu kündigen. Sie sind nicht gezwungen für eine Waffenfirma zu arbeiten und haben gute Chancen eine neue Beschäftigung zu finden. Schließlich haben sie Erfahrung in einem High-Tech- Konzern gesammelt und sind überdurchschnittlich qualifiziert. Nur Mut!
Aus„Dann gibt es nur eins!“ (Wolfgang Borchert, ehem. Soldat und Schriftsteller):
Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine
Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und
Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann
gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es
nur eins:
Sag NEIN!
Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt
es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren – sondern Kanonen und
Panzer, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es
nur eins:
Sag NEIN!
Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für
den Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es
nur eins:
Sag NEIN!

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